9. August 2010
Anonyme mail mit schweren Vorwürfen
Auf dem Schreibtisch von Kommissar Internet ist diese mail gelandet: "Bitte überprüfen Sie das ...-Kinderdorf in D. am A...see. Das hat es bitter nötig. Kinder werden geschlagen, religiös bekehrt, mißhandelt, psychisch eingeschüchtert und auch sexuell mißbraucht. Natürlich würden die das nie zugeben, ich weiß es aus sicherer Quelle und ich muss anonym aus bestimmten Gründen bleiben. würde Ihnen auch gern die Person nennen die Kinder sexuell mißbraucht, aber dann würden die wissen, wer dies gemeldet hat und das wäre fatal für mich und die sichere Quelle sowie noch eine andere Person."
Das sind schwere Vorwürfe, denen nachgegangen werden muss. Kommissar Internet hat deswegen das Landeskriminalamt von Bayern eingeschaltet. Die Einrichtung wurde um eine Stellungnahme gebeten.
16. August 2010
Keine Stellungnahme
Die Einrichtung antwortet nicht, bestätigt nicht einmal den Eingang meiner mail.
26. Oktober 2010
Kommissar Internet bei der Polizei in Wilhelmshaven
Wenn sie ein Protokoll aufnehme, glühe sie immer, weil "man sich ja anstrengt". Mit diesen Worten hat sich eine Wilhelmshavener Polizeikommissarin von Kommissar Internet nach einer einstündigen Vernehmung verabschiedet. Die Staatsanwaltschaft leitete ein Ermittlungsverfahren gegen das Heim am A...see ein wegen des Verdachts "sexuellen Missbrauchs von Schutzbefohlenen". Das Aktenzeichen lautet BY 1280-004344-10/7.
Nach der Vernehmung vereinbarten die Polizeikommissarin und Kommissar Internet einen weiteren Termin für Freitag, den 29. Oktober, 11 Uhr.
27. Oktober 2010
Keine Reaktion
Kommissar Internet hat am 9. August 2010 noch nicht gewusst, wer ihm die mail schickte. Inzwischen weiß er das. Er informierte die Absenderin über die Vernehmung und den neuen Termin bei der Polizei in Wilhelmshaven. Dann wird er den Namen zu Protokoll geben. Und den Namen einer weiteren Informantin auch. Die mail-Absenderin hat bislang auf die neue Situation nicht reagiert. Handelt es sich hier um eine strafbare falsche Anschuldigung?
1. Januar 2011
Merkwürdiger Verein
Wieder ist ein Jahr vergangen - in dem es Kommissar Internet mit einem merkwürdigen Verein zu tun bekam. Der nennt sich Europäische Vereinigung für Kinderrechte und ist am 10. Juli 2010 ins Vereinsregister eingetragen worden. Eines der Vorstandsmitglieder ist inzwischen in Ungnade gefallen, als Vizepräsident gibt sich nun jemand aus, der laut Registereintragung gar nicht zum Vorstand gehört...
Über Kommissar Internet wird derweil so mancher Unsinn erzählt. Mit seiner Strafanzeige auf Basis einer anonymen mail habe er das Zuhause von 300 Heimkindern gefährdet. So soll vom Thema abgelenkt werden?
Beim zweiten Kripo-Termin hat Kommissar Internet Zeugen benannt. Dazu gehört jenes Vorstandsmitglied, das inzwischen in der Europäischen Vereinigung für Kinderrechte nicht mehr gern gesehen ist. Aus welchen Gründen auch immer.
Dieses Vorstandsmitglied hatte Kommissar Internet vor dem zweiten Kripo-Termin per mail mitgeteilt, dass es Beweise für die Vorwürfe gegen das Heim gebe. Diese mail befindet sich jetzt in der Akte.
Kommissar Internet hat bei der Kripo übrigens gar keinen Verdacht geäußert. Er gab nur Informationen weiter, weil das seine Pflicht ist. Offenbar handelt es sich auf der anderen Seite um einen leichtfertigen Umgang mit Behauptungen. Mehr wird die Staatsanwaltschaft in Erfahrung bringen - dass nun jenes Vorstandsmitglied versucht, die Schuld bei anderen zu suchen, ändert nichts. Ist nur ein Ablenkungsmanöver, mit dem sich Staatsanwälte nicht beschäftigen. Die kümmern sich - wenn sie ihre Arbeit ordentlich machen - um Fakten.
20. Januar 2011
Ermittlungsverfahren eingestellt
Die Augsburger Staatsanwaltschaft hat das Ermittlungsverfahren eingestellt (Az. 209 UJs 200104/11). Begründung: Ein Täter konnte nicht ermittelt werden, Zeugen oder objektive Beweismittel gibt es nicht.